Der Wunsch der selbstgebauten Kathedrale

Mejorada del Campo ist an sich eine unbedeutende Kleinstadt in Spanien. Sie liegt etwa 20 Kilometer von Madrid entfernt. Doch täglich verlassen Busse die spanische Hauptstadt in Richtung auf Mejorada del Campo, um das Werk eines Mannes zu würdigen, der mittlerweile 84 Jahre alt ist und seine Vollendung vielleicht nicht mehr erlebt.

Justo Gallegro hatte den Traum, eine Kathedrale zu bauen ? und zwar eigenhändig! Justo war früher einmal Ordensbruder. Stein für Stein hat der gläubige Mann die Kathedrale Wirklichkeit werden lassen, jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hat er geschuftet. Nur Sonntags haben seine Hände geruht, wie Gott es befohlen hat! Obwohl die Kathedrale noch nicht fertig ist, gehört sie schon jetzt zu en berühmtesten Gotteshäusern in Spanien. Anfangs hatte man ihn ?den verrückten Mönch? genannt, einen christlichen Spinner. Er hatte ein Privatgrundstück geerbt und sich sogleich an die Verwirklichung seines Geschenkes an Gott gemacht. Den 22000 Einwohnern von Mejorada del Campo erschien allein der Traum davon verrückt. Doch heute kommen Kunsthistoriker und Architekten nach Mejorada del Campo, man bringt Touristen und Fernsehteams hierher. Die spanische Kleinstadt ist zum Wallfahrtsort geworden. Die tiefe Gläubigkeit, Demut und Zähigkeit des alten Mönches bewegt jeden, der hierher kommt. Sogar das New Yorker Museum of Art hat der Kathedrale des Glaubens eine Fotoausstellung gewidmet. Ein amerikanischer Getränkekonzern ließ es sich 30000 Euro kosten, einen Werbespot in der Haupthalle zu drehen. Gottes Wege sind wahrlich wundersam ? aber er unterstützt seinen Diener anscheinend!

Soviel Anerkennung ist für Justo Gallegro unwichtig. Dank der eintrudelnden Spenden kann er allerdings weitaus schneller vorankommen, als er dachte. Baufirmen laden nicht mehr gebrauchte Baumaterialien im Hof ab, anderes findet der Gottesmann auf Müllkippen. Baupläne gibt es nicht! Justo Gallegro folgt seiner Eingebung und Inspiration. Sein Wissen bezieht Justo aus zahlreiche Büchern über Kathedralen und Gotteshäuser, die er im Laufe seines langen Lebens gelesen hat. Der ehemalige Zisterziensermönch wurde als junger Mann aus seiner Glaubensgemeinschaft verstoßen, als er an Tuberkulose erkrankte. Seine Gesundung feiert er seit 1961 mit dem Bau des Gotteshauses. Justo glaubt, dass es noch zehn bis zwanzig Jahre dauern wir, bis die beiden Türme stehen. Und er lässt seinen Herrn entscheiden, ob er selbst sie errichten wird oder ob das Werk unvollendet bleibt.