Das schweizerische Ascona war einstmals ein Ort für die Weltverbesserer, Vegetarier, Aussteiger und Make-Love-not-war-Anhänger. Dann fanden die Rentner und Pensionäre hierher ? und mittlerweile ist der schweizerische Urlaubsort am Lago Maggiore auch ein Treff für das internationale Lifestyle Publikum. Ob es eine Renaissance ist oder eher ein stetiger Wandel, ist schwer auszumachen. Auf jeden Fall erfindet Ascona sich ständig neu und bleibt so immer aufregend! Eine veritable Karriere für ein Fischerdorf am Monte Verita!
Die Meinungen gehen durchaus auseinander, ob die neuen Herren des Tourismus den Ort aus seinem Dornröschenschlaf geholt haben oder schlichtweg vermarkten, bis nichts mehr vom Charme der alten Tage übrig ist. In dem 6000-Seelen-Städchen fühlen sich mehr als zehn Prozent Millionäre wohl. Die ehemals traditionsreiche See-Promenade ist heute dank solcher Investoren zu einer Gourmetmeile mit angesagten Restaurants und Trendbars geworden. Aber gefällt das jedem? Lifestyle ist eben nicht dasselbe wie Lebensqualität. Andererseits: Die Zufriedenheit des Gastes ist im Tourismus der Gradmesser für alles ? und wer sich bereits mehrfach neu erfand, kann dies auch in Zukunft tun. Die Tessiner betrachten das Ganze mit Gleichmut und dem Wissen, dass jede Zeit ihr eigenes Ascona haben möchte. Wer weiß auch heute, was man in der Rückschau sagen wird ? in etwa 100 Jahren. Vielleicht blickt man dann auch auf diese Zeit voller Melancholie zurück und will sie wiederhaben?!
Ascona bleibt also, was es war. Ein schöner Ort am Lago Maggiore, in dem die Papparazzi einst Brigitte Bardot oder Herbert von Karajan nachjagten, um ein intimes Photo zu ergattern. Auf der Uferpromenade findet man die in Metall gegossenen Fußabdrücke der deutschen EM-Mannschaft, die hier 2008 logierte. Der heutige Trubel endet oben auf dem Monte Verita, wo man immer noch Ruhe findet. Aber will man die eigentlich? Wo was los ist, ist eben was los!